Veränderung im Volksverein – Ende der Möbelproduktion

25.11.2015 Seit etwa 2010 befindet sich der Volksverein mit seinen verschiedenen Arbeitsangeboten in einem Prozess der Umgestaltung und Neuorientierung. Hintergrund sind die seit 2010 von der Politik vorgenommenen Veränderungen in der Förderung und die damit verbundene Kürzung von etwa 50 % der Fördermittel für (Langzeit-) Arbeitslose. Auch diese Entwicklung führte nun beim Volksverein zu der Entscheidung, die Möbelproduktion in der Schreinerei zum 31. Juli 2016 zu beenden.

Handwerk in der Schreinerei

Zur Idee der Schreinerei

Die Schreinerei wurde 1988 in Betrieb genommen und hat über Jahre zahlreiche Holzspielzeuge hergestellt, die insbesondere auf Basaren, in Kirchengemeinden etc. verkauft wurden. Dieser Ansatz wurde ab etwa 2004 aufgegeben und nach und nach wurden Einrichtungsgegenstände insbesondere für soziale Einrichtungen gefertigt. Im Zuge der Mittelkürzungen bzw. „Neuaufstellung der Förderung“ durch den Bund wurde durch Begleitung eines externen Beraters u. a. die Schreinerei des Volksvereins genau analysiert und ein Angebotsprofil entwickelt. Dies war erforderlich, um der besonderen Zielsetzung der Einrichtung zu entsprechen: Gering qualifizierte Männer und Frauen durch eine Arbeitsstruktur an Arbeit heranzuführen und gleichzeitig produktiv sinnvolle Güter herzustellen. Ziel war es, ohne öffentliche Förderung mit der benachteiligten Zielgruppe die Schreinerei wirtschaftlich zu betreiben.

Ein besonderer Aspekt des Angebots besteht bis auf weiteres auch darin, arbeitslosen Jugendlichen, die sich in der Regel mindestens ein Jahr erfolglos um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, einen Ausbildungsplatz anzubieten und bei der Ausbildung zu begleiten. Insgesamt 12 Auszubildende erhielten so seit 2010 einen Ausbildungsvertrag – nicht zuletzt dank etwa 130 Ausbildungspaten, die in unterschiedlicher Weise dieses Angebot gezielt unterstützen. Weiter können und konnten zwei junge Erwachsene für eine Ausbildung in Verbindung mit einem Bildungsträger den praktischen Teil der Ausbildung beim Volksverein absolvieren.

Die wirtschaftliche Entwicklung und Konsequenzen

Die Schreinerei ist nur ein Arbeitsbereich im Angebotsspektrum des Volksvereins (neben dem Bereich Secondhand Möbel- und Kleiderläden, dem Rapsölprojekt, dem Straßenreinigungsprojekt Clean-Up, den Kiosken an Berufskollegs und dem breiten Angebot zu Bildung und Begegnung).

Da das Ziel, sie als Produktionsbetrieb ohne öffentliche Förderung zu betreiben, verfehlt wurde, muss  dieser Produktionsbetrieb nun aber– nach Abstimmung zwischen Geschäftsführung und Gesellschaftern – zum 31. Juli 2016 geschlossen werden. Es ist in den vergangenen Jahren trotz zahlreicher Initiativen nicht gelungen, die für die Schreinerei entwickelte Konzeption erfolgreich umzusetzen und hinreichend Kunden von der Schreinerei zu überzeugen. Dies führte zu einem jährlichen Defizit von über 100.000 € in den letzten Jahren.

Diese Situation veranlasste im August diesen Jahres Gesellschafter und Geschäftsführung die Entscheidung zu treffen, die Werkstatt zu schließen. Neben den bis zu sechs Ausbildungsplätzen fallen drei Stellen im Anleitungsbereich und etwa fünf weitere Teilnehmerplätze mit der Schließung der Werkstatt weg.

Die schmerzhafte Entscheidung wurde auch noch mit den zwischenzeitlich verstorbenen Gesellschaftern Edmund Erlemann und Stephan Lingnau getroffen. Einzig das Procedere musste noch abgestimmt werden. "Wir haben uns mit ihnen beraten und mehrere Möglichkeiten ausgelotet. Aber es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative zur Schließung." so Hermann-Josef Kronen, einer der beiden Geschäftsführer des Volksvereins.

Mit der Schließung geht es letztlich darum, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens Volksverein zu sichern.

Perspektiven

Der Zeitpunkt der beabsichtigten Schließung ist so gewählt, dass drei der Auszubildenden für die anstehenden Prüfungen im Mai / Juni 2016 durch den Volksverein und sein Angebot weiter begleitet werden. Einen jungen Mann im zweiten Ausbildungsjahr wird der Volksverein bei der Suche nach einem Ausbildungsbetrieb für das letzte Jahr begleiten und unterstützen.

Der Auftrag der Gesellschafter besteht weiterhin darin, bestehende Arbeitsfelder zu erweitern oder neue zu entwickeln, um einer gleichen Anzahl von Arbeitslosen ein Angebot zu unterbreiten.

Eine „Hintertür bleibt offen“, so Wilfried Reiners der andere der beiden Geschäftsführer. „Sollten sich noch Perspektiven für die Schreinerei ergeben, die wir bislang nicht gesehen haben und die vielleicht auch auf Grund der Veröffentlichung der Entscheidung an den Volksverein herangetragen werden und sich auch als tragfähig erweisen, werden wir diese Chance im Sinne der Mitarbeiter und der möglichen Ausbildungsstellen gerne ergreifen.“

Um die Ausbildungspaten aber auch über das Projekt Schreinerei hinaus nach Mitte 2016 zu halten, werden seitens der Geschäftsführung weitere Ausbildungsoptionen geprüft. Zusätzlich wird hierbei auch über einen Ausbau der Standorte nachgedacht.

MG 25. November 2015

Für Rückfragen stehen bereit:

Hermann-Josef Kronen          h-j.kronen@volksverein.de                - Tel: 02166-671160-50

Wilfried Reiners                       w.reiners@volksverein.de                 - Tel: 02166-671160-15

Matthias Merbecks                 m.merbecks@volksverein.de           - Tel: 02166-671160-30