Bilanz und Rückblick auf das Jahr 2014

31.08.2015 Öffentliche Zuschüsse machen nur noch 35% des Volksvereins-Haushaltes aus.

Im August 2015 legte die Geschäftsführung Bilanz und Lagebericht 2014 den Gesellschaftern vor. Diese erteilten der Geschäftsführung die Entlastung.

Hermann-Josef Kronen, Wilfried Reiners und Matthias Merbecks präsentieren den Geschäftsbericht 2014

Arbeitslosigkeit in der Region
Der Bericht bezieht sich auf das 10. Geschäftsjahr seit der Einführung von Hartz IV, dem arbeitsmarktpolitischen Reformprogramm der damaligen Regierung Schröder. Einige Regierungen und Arbeitsminister später stellt sich die gesamtwirtschaftliche Situation gut dar, die Situation von Arbeitslosengeld II (Hartz IV)–Beziehern ist aber von dem allgemein positiven Trend weitestgehend abgeschnitten. So sind in Mönchengladbach zum Jahresende 2014 noch 13.910 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind etwa immer noch so viele Arbeitslose wie 1983 bei der Gründung des Volksvereins mit etwa 14.000 Arbeitslosen. Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit dokumentiert sich im Anstieg des Verbleibs in der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in der Gruppe der Arbeitslosengeld II-Bezieher ist im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 % auf 51,1% gestiegen. Erschreckend ist diese Zahl auch, weil mittlerweile mehr als jedes dritte Kind in einem Hartz IV-Haushalt aufwächst. Damit sind gleichzeitig geringe Chancen auf gesellschaftliche und arbeitsmarktliche Integration und Perspektiven in späteren Jahren verbunden. Dies ist ein gesellschaftlich-politischer Skandal, dem aber mit Gleichgültigkeit oder Abgestumpftheit begegnet wird und leider nicht mit entsprechendem koordinierten (lokal-)politischen Handeln!

Angebote beim Volksverein – größte Vermittlungsquote in der Geschichte
Die Angebote des Volksvereins boten mit etwa 150 TeilnehmerInnen-Plätze die Möglichkeit zur Mitarbeit im Angebot „bilden-arbeiten-begegnen-beraten“ in den verschiedenen öffentlich geförderten oder Volksvereins-eigenen Programmen. Außer den arbeitsbezogenen Angeboten wurden ein offenes Treffpunkt- und Freizeitangebot unterhalten, sowie verschiedene Beratungsangebote für die Zielgruppe 50+. Weiter bot der Volksverein Unterstützung im ambulant betreuten Wohnen.
Die Arbeitsangebote gliedern sich in sozialversicherungspflichtige Angebote auf( 22 Plätze), Arbeitsgelegenheiten insbesondere im Bereich Clean-Up und im Bereich Hauswirtschaft (45 Plätze) sowie in Plätze in dem Volksvereins-eigenen Trainingsprogramm (80 Plätze).

Durch das Projekt öffentlich geförderte Beschäftigung – vom europäischen Sozialfond und dem Land NRW gefördert – wurden mit dem begleitenden Coaching die Vermittlungstätigkeiten intensiviert. So konnte zum Jahresende eine Vermittlungsquote von 34% bezogen auf die aus allen Maßnahmen ausgeschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erzielt werden – ein Erfolg, der in der Geschichte des Volksvereins in diesem Umfang noch nie erzielt wurde.

Die Lern- und Arbeitsfelder, in denen dieser Erfolg auf den Weg gebracht wurde, waren die Produktionsbereiche Holzwerkstatt und Rapsöl sowie die Dienstleistungen, die im Projekt Clean-Up und in Möbelservice, Beerdigungskaffee, Schulkiosk, Hauswirtschaft sowie im Bereich Second-Hand mit der Sammlung und Abholung sowie dem Verkauf von Möbeln, Elektrogeräten, Haushalt, Kleidung, Schuhen, Büchern, CDs, Handys und vielem mehr erbracht wurden.

Kooperationen
Das sozialwirtschaftliche Handeln war im Jahr 2014 wie seit vielen Jahren durch zahlreiche Netzwerke und Kooperationen geprägt. Die Einbindung in der Kirche des Bistums Aachen zeigte sich in verschiedenen regionalen und bistümlichen Engagements bzw. in der Mitarbeit in verschiedenen Gremien (Katholikenrat, katholische Liga, Caritas – IDA, Koordinationskreis kirchlicher Arbeitsloseninitiativen).
Auf der Projektebene kooperierte der Volksverein im arbeitsmarktpolitischen Bereich mit der Neuen Arbeit und der Gawo. Im Bereich CSR-Engagement – gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen - wurde ein Projekt mit den Kolleginnen der Stiftung Hephata geplant und durchgeführt. Diese Kooperation soll zukünftig auch weiter im Handlungsfeld Second-Hand ausgebaut werden.

Ausbau Betriebsstätte
Neben dem Alltag der Arbeit in den verschiedenen Arbeitsbereichen war der Ausbau der Betriebsstätte mit dem Umbau und der Generalsanierung des Gebäudes Geistenbecker Straße 111 ein Projekt, das sehr viel Arbeitszeit und Engagement erforderte. Zum Jahresanfang 2014 zeigten sich bei der Aufnahme der Sanierungsarbeiten Baumängel, die von einem nicht mehr zu belangenden Vor-Voreigentümer zu verantworten waren und den kompletten Abriss des Dachs und damit verbunden der Elektroinstallation und der Heizungsanlage erforderlich machten. Daran schloss sich die Ertüchtigung der fehlerhaft ausgeführten tragenden Außenwände an. Diese Arbeiten bedeuteten neben dem Zeitverzug die komplette Überarbeitung der Bauplanung und einer Kostenerhöhung von etwa 270.000 Euro, die über Darlehen oder zusätzliche Spenden aufgebracht werden mussten.

Veranstaltungen
Angesichts des zeitaufwendigen Bauprojekts waren Veranstaltungen und ähnliche Aktivitäten im Jahr 2014 eher rar. Im Januar gab es den mit Arbeitslosen erneut vorbereiteten Neujahrsempfang als gemeinsame Veranstaltung mit dem Katholischen Forum und dem Katholikenrat in der Citykirche. Im November beteiligte sich der Volksverein an der Woche der Abfallvermeidung mit einem Second-Hand-Markt und einer Second- Hand-Modenschau mit Lokalpolitikerinnen und -politikern als Models. Auch der Krimiabend „Mord auf der Couch“ war dem Thema „Müll und Trödel“ gewidmet und erfreute sich guten Besuchs. Insgesamt dienten diese beiden Veranstaltungen dazu, das Thema Second-Hand stärker in die Öffentlichkeit zu tragen und den Volksverein in diesem Bereich zu profilieren.

Wirtschaftliches Ergebnis und Resümee
Das Geschäftsjahr schließt mit einem Plus von 36.216 Euro ab. Dieses positive Ergebnis ist wesentlich der großen Spendenbereitschaft beim Bauprojekt zu verdanken. Hierzu trugen allein im Jahr 2014 über 100.000 Euro aus Erbschaften und Vermächtnissen bei.

Trotz zahlreicher Bemühungen der letzten Jahre ist es aber noch nicht gelungen, die Zweckbetriebs-bereiche soweit auf wirtschaftliche Füße zu stellen, dass sie sich selber tragen. Dies ist angesichts des Rückgangs öffentlicher Zuschüsse seit 2010 von etwa 60% des Haushaltes auf etwa mehr als 35% einerseits verständlich, gleichwohl aber dringend erforderlich, um in Zukunft die Arbeit des Volksvereins zu sichern.

Kontakt:Hermann-Josef Kronen, Geschäftsführer
Tel: 02166-67 11 60 – 50 Mail: h-j.kronen@volksverein.de