Edmund Erlemann Forum

Das Edmund Erlemann Forum ist eine neue Veranstaltungsreihe. Sie erinnert an den Mitbegründer der Stiftung Volksverein Mönchengladbach und der »Volksverein Mönchengladbach« gGmbH.
Die Sätze „Kämpfen mit versöhntem Herzen“, „teilen macht reich“ und „die Kleinen GROSS machen“ waren zentrale Aussagen seines gelebten Selbstverständnisses. Er hat sich dafür eingesetzt, die Tradition der katholischen Soziallehre und die Ansätze der Theologie der Befreiung ins Heute zu übersetzen und dieses durch kirchliches und gesellschaftspolitisches Engagement mit Leben zu füllen.
An diese von ihm begründete Interpretation der katholischen Soziallehre und christlichen Ethik sowie ihrer Übersetzung in den Alltag will die Veranstaltergemeinschaft anknüpfen und Eddis Engagement zukunfts- und alltagsorientiert mit regelmäßig stattfindenden Forumsveranstaltungen bedenken.

Erstes Edmund Erlemann Forum 2017 Teresa Forcades, Benediktinerin, über ihre 3 Thesen:


1. Die gegenwärtige weltweite Ungerechtigkeit ist inkompatibel mit der Demokratie. 2. Es gibt nur zwei Absolute: Gott und Hunger. 3. Die arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas hineingeworfen haben. (Mk 12,43)

Eigentlich ist Schwester Teresa ein Mensch, der ein ruhiges, konzentriertes Leben in Gemeinschaft mit ihren Mitschwestern liebt. Darum ist sie vor etwa 20 Jahren in das Benediktinerinnenkloster Sant Benet auf dem berühmten Berg Montserrat nahe Barcelona gezogen. Doch Ungerechtigkeit lässt Teresa Forcades nicht ruhen. Schon als sie noch als Ärztin gearbeitet hat und zu Studienzwecken in die USA ging, hat sie das dortige Klassensystem in der Medizin so erzürnt, dass sie anfing, über die ökonomischen Strukturen im Medizinsystem zu forschen. Sie hat ein kritisches Buch über die Pharmaindustrie geschrieben, das in Spanien viel Aufsehen erregt hat. Und sie hat weiter geforscht, hat bald begonnen, sich mit dem Einfluss von Ökonomie auf das Zusammenleben von Menschen zu beschäftigen - und ist zu einer der wichtigsten Kapitalismuskritikerinnen ihres Heimatlandes Spanien geworden.
Am 7. Dezember 2017 war Schwester Teresa auf Einladung des Volksvereins, der Stiftung Volksverein und des Katholischen Forums zu Gast in Mönchengladbach und hat als erste Rednerin des neu gegründeten Edmund-Erlemann-Forums in der Citykirche ihre Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft mit etwa 300 Zuhörern geteilt. Schwester Teresa hatte auch schon einen Lehrauftrag in Berlin, spricht darum sehr gut Deutsch, wenn ihr Akzent auch manchen Zuhörern zunächst ein wenig zu schaffen machte.  
Schwester Teresa entfaltete ihre Überlegungen anhand dreier Sätze, die in der Kirche in Projektionen zu lesen waren. Am längsten sprach sie über ihre These „Die gegenwärtige weltweite Ungerechtigkeit ist inkompatibel mit Demokratie“ und brachte viele Beispiele, die belegen, dass mächtige Konzerne die Gesetzgebung einzelner Staaten zu ihren Zwecken manipulieren und damit die Demokratie aushöhlen. Die Benediktinerin prangerte die völlig ungleiche Verteilung des Reichtums weltweit an und kam darüber zu ihrem zweiten Satz: „Es gibt nur zwei Absolute: Gott und Hunger“. Schwester Teresa nahm Bezug zu Jesu Worten: „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben“, und führte aus, dass nicht das Streben nach Gewinn im Kapitalismus verwerflich ist, sondern das Streben nach maximalem Gewinn. Denn das führt dazu, dass Menschen andere ausbeuten, mindere Produkte möglichst teuer verkaufen und sich von der Gier nach noch mehr Gewinn korrumpieren lassen.
Die Geschichte vom Opfer der armen Witwe im Evangelium nach Lukas stellte Schwester Teresa ans Ende ihrer Ausführungen. Die Witwe gab nicht aus Überfluss, sondern teilte das Wenige, was ihr blieb. Sie folgte also dem Impuls der Nächstenliebe, der Freude, mit anderen eine wahre Gemeinschaft zu bilden. Damit war Schwester Teresa bei einem Satz Edmund Erlemanns angekommen, der bereits zu Beginn der Veranstaltung zitiert wurde: Teilen macht reicht.
Das Edmund-Erlemann-Forum soll nun einmal im Jahr dazu einladen, Grundsätze der katholischen Soziallehre auf ihre Bedeutung für die Gegenwart zu befragen. Dazu wird jeweils eine Rednerin oder ein Redner eingeladen, die oder der sich mit den Forderungen beschäftigt, die das Evangelium an ein gerechteres Miteinander stellt. So soll das Forum dazu beitragen, an den  gesellschaftskritischen Geist von Edmund Erlemann zu erinnern und seine Forderungen an die Gesellschaft wach zu halten. „Im Forum wollen wir schauen, wie die Situation der Menschen am Rande der Gesellschaft ist und was wir tun können, damit mehr soziale Gerechtigkeit herrschen kann“, sagte Johannes Eschweiler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Volksverein zu Beginn des ersten Forums. Der enorme Zuspruch der Zuhörer, die auch nach dem Vortrag von Schwester Teresa noch zu Diskussionsrunden in kleinen Gruppen blieben, ermuntert die Veranstalter, das Forum fortzusetzen.

Einen Hörmitschnitt finden Sie unter www.volksverein.de
https://www.volksverein.de/fileadmin/bilder/medien_2017/audio/edmund-erlemann-forum-1.mp3