Der Geschäftsbericht 2016 ist vorgestellt

22.09.2017 Erneuerung mit Schwierigkeiten

Geschäftsbericht des “Volksverein Mönchengladbach“ für das Geschäftsjahr 2016

Matthias Merbecks, Wilfried Reiners, Hermann-Josef Kronen Foto: Werner Erkens

Erneuerung…

Ist der Leitbegriff den Johannes Eschweiler dem Geschäftsbericht als Vertreter der Gesellschafter voranstellt. Damit ist inhaltlich eine zweifache Linie aufgezeigt:

•             der Verlust von Eddie im November 2015 und die erforderliche Erneuerung der Gesellschafterversammlung bis zu vielen anderen Aufgaben

•             die Veränderung in der Arbeit des Volksvereins, die sich in verschiedenen Umständen in der Arbeit zeigen.

Beide Linien beschreiben im vorgelegten Bericht Erneuerungen und Veränderungen. Diese betreffen sowohl die mittelfristigen Perspektiven als auch die Arbeit.

„Jeder Mensch hat, nach unserer Auffassung, von Gott Fähigkeiten und Stärken mit auf seinen Lebensweg bekommen. Diese Fähigkeiten und Stärken sind bei Langzeitarbeitslosen in Kindheit und Jugend oftmals nicht gefördert worden oder der Erwerbsarbeitsmarkt ruft diese Fähigkeiten und Stärken nicht ab.“ Aus diesem Verständnis heraus lässt sich die Forderung nach vielen Fördermöglichkeiten herleiten die dazu beitragen, dass auch Langzeitarbeitslose wieder in der Gesellschaft Fuß fassen können.

Wirkungen

Eddie Erlemann hat den Auftrag des Volksvereins mit einem markanten Satz “die Kleinen GROSS machen“ geprägt. Auf sein Lebenswerk hat sich auch die politische Mehrheit im Stadtrat Mönchengladbach bezogen, als sie die Umbenennung und die Einweihung vor der Citykirche am Alten Markt zum Edmund-Erlemann-Platz mit Stiftung Volksverein und Pfarre St. Vitus vollzog. In Eddis Sinne haben die Verantwortlichen des Volksvereins die Einweihung mit einem „Fest des Teilens“ verbunden, wie es der Bericht dokumentiert.

 

Arbeit und Arbeitsmarkt

… Ist die Überschrift für ein weiteres Kapitel des Berichts. Hier werden Themen wie Digitalisierung, Industrie 4.0 und Arbeit 4.0 aufgenommen. Gemeinsam mit den Erkenntnissen aus der Studie „Gut leben in Deutschland - was uns wichtig ist“ wird deutlich, dass gesellschaftliche Gerechtigkeit in Deutschland ein relevanter Wert darstellt und Viele die sich immer mehr öffnende Schere zwischen Arm und Reich kritisch sehen. Als Folge insbesondere der Einkommensverteilung wird für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen das Thema „Teilhabe in Gesellschaft und Arbeitswelt“ besonders bedeutsam.

Diese Spaltung und deren Auswirkungen zeigen sich auch in der zwar geringfügig gesunkenen aber gleichwohl hohen Langzeitarbeitslosigkeit in der Region. Die bedeutsamen Langzeitwirkungen der hohen Arbeitslosigkeit auf die lokale Gesellschaft und Wirtschaft weisen einige Fakten aus:

           die demographische Entwicklung erfordert intensive Förderung gegen die Verfestigung

·           Eine bedeutende Teilgruppe der Bürgerschaft  von 19 % leben von Hartz IV.

·           der Anteil arbeitsloser Jugendlicher mit und ohne Hauptschulabschluss ist liegt mit mehr als 7 % über dem Landesdurchschnitt. Hier sind besonders intensive Anstrengungen erforderlich.

·           Die SGB II Quote (Leben von Hartz IV) liegt Mönchengladbach insgesamt bei 18,5 %. Bei Jugendlichen beträgt sie 31,2 % und bei Kindern bis drei Jahren 36,2 % (NRW 20,5 %).

Bilden – arbeiten - begegnen – beraten

364 Personen nahmen an Arbeitsangeboten des Volksvereins teil. 91 Personen nahmen darüber hinaus Beratungsangebote unter anderem im Betreuten Wohnen an. Zudem wurden etwa 2500 Bildungsstunden mit 4200 Teilnehmenden durchgeführt.

Zielgruppen waren in der Regel langzeitarbeitslose Frauen und Männer, die in der Mehrheit mehrere Jahre nicht mehr auf dem Regelarbeitsmarkt tätig waren. “Gehäuft konnten wir folgende Ursachen feststellen: gesundheitliche Einschränkungen-in der Mehrzahl im psychischen Bereich, die familiäre Situation (zum Beispiel alleinerziehend), nicht mehr anerkennungsfähige Qualifikationen, da der Beruf lange Zeit nicht mehr ausgeübt wurde. Es ist nicht immer feststellbar, ob die Einschränkungen die Ursache der Arbeitslosigkeit sind oder deren Auswirkungen“, so Matthias Merbecks Leiter des Sozialdienstes.

„bilden-arbeiten-begegnen-beraten“ sind die zentralen Kompetenzfelder des Volksvereins. Die Arbeitsangebote bestehen in den unterschiedlichen Bereichen: Sechs Secondhand-Kleiderläden, Projekt Stromsparcheck, Möbelabteilung, Holzwerkstatt, Hauswirtschaft,  Schulkioske, Rapsöl, Beerdigungscafé, Containersammlung und das Projekt Clean-up. Für alle Arbeitsbereiche gilt das Ziel der Vermittlung in den regulären Arbeitsmarkt. Im dritten Jahr in Folge lag die Quote über 30% - 35 % im Jahr 2016 - welches ein hervorragendes Ergebnis ist. Diese positiven Wirkungen hatten aber auch bedeutsame Folgen für die alltägliche Arbeit des Volksvereins. „Im Jahr 2016 mussten die Strukturen in den Arbeitsbereichen erneut deutlich gefestigt werden, insbesondere durch Ausweitung der Anleiterstellen bzw. der sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen für Teilnehmende. Die hohe Arbeitsvermittlungsquote führt eben dazu, dass immer wieder neue Personen eingearbeitet werden müssen“, so  Wilfried Reiners, Betriebsleiter und Geschäftsführer des Volksvereins.

Der Bereich Beratung zielt darauf, mittels sozialpädagogischer Begleitung auf  Strategien zum Umgang mit in der Person liegenden Vermittlungshemmnissen zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Diese Begleitung ist angesichts der Vielfalt der Lebenssituationen eine ausgesprochen vielfältige herausfordernde und häufig auch von „Umwegen“ bestimmte Arbeit.

Hineinwirken in Kirche und Gesellschaft

die Arbeit des Volksvereins hatte immer zwei Intentionen:

·         Betroffenen arbeitslosen Frauen und Männer Angebote zu unterbreiten, möglichst ihren Weg zurück in Gesellschaft und Arbeitswelt zu finden.

·         Mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariters in der Interpretation des Altbischofs Franz Kamphaus wird die zweite Intention deutlich. “Es genügt nicht den unter die Räuber gefallenen zu verbinden. Auf dem Rückweg von Jericho nach Jerusalem passiert ihm dasselbe. Wir müssen die Übel an der Wurzel anlegen. Wir müssen die Strukturen der Räuberei angehen.“

Aus diesem Anspruch und der gesellschaftspolitischen Interpretation leitet sich umfangreiche Netzwerkarbeit mit der Stiftung Volksverein, dem TAK, dem Katholikenrat, dem Caritasverband und der Katholischen Liga, der Neuen Arbeit und anderen in der Region ab. Ziel ist ein leidenschaftliches Engagement und Kooperationen im Sinne der Zielgruppe: Arbeitslose und Arme.

Auf diözesaner Ebene liegt engagiert sich der Volksverein in zwei Netzwerken: dem Netzwerk Integration durch Arbeit im Caritasverband und dem Koordinationskreis kirchlicher Arbeitslosenarbeit im Bistum Aachen. Gemeinsam haben beide eine Tagung zum Thema Arbeit 4.0 im November 2016 mit über  100 TeilnehmerInnen durchgeführt. Ziel war hier, Eckpunkte zukünftiger Arbeitslosenarbeit angesichts Arbeit 4.0 für die Zielgruppe zu beschreiben.

Öffentlichkeitsarbeit - Werbung - Fundraising

„Der Volksverein lebt von der Öffentlichkeit, die mit unendlichen Sachspenden das Lebenselixier der größten Arbeitsbereiche bereitstellen“, so Hermann-Josef Kronen, Geschäftsführer des Volkvereins.  Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, Ehrenamt sowie die Ausbildungspaten-Kampagne werden im Bericht kurz skizziert. Etwas intensiver wird über das neue Format „Zu Gast beim Volksverein“ berichtet: Schulklassen, gesellschaftliche Gruppen sind und waren eingeladen, im Rahmen von Lesungen, Musik und Führungen den Volksverein und seine Arbeit kennen zu lernen. Neue Botschafter des Volksvereins aus dem Jahr 2016 werden vorgestellt und es wird über die Aufwendungen und den Ertrag von Spenden berichtet.

Wirtschaftliche Situation

Die mit Veränderung und Erneuerung verbundenen Notwendigkeiten und Aufgaben führten zu einem Jahresdefizit von 153.899,48 €. Dieser Betrag muss aus den Rücklagen entnommen werden.

Dieses Defizit ist somit die größte Aufgabe für die Jahre 2017 und folgende: mit leistungsgeminderten Personen einen erhöhten Ertrag in den Arbeitsbereichen zu erzielen und mehr Menschen zu finden, die sich am Projekt und der Idee des Volksvereins beteiligen: teilen macht reich.

Der Jahresbericht endet traditionell mit einem großen Dankeschön an alle, die in unterschiedlicher Weise durch Sach- oder Geldspenden, durch ehrenamtliches Engagement den Teilnehmenden einen Weg in Gesellschaft und Arbeitswelt bereiten - begleitet durch das Engagement der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Arbeitsbereichen.

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Den kompletten Bericht können Sie hier downloaden. Oder Sie senden eine Mail an unserer Mitarbeiterin Emilie Bolten, die sendet Ihnen dann gerne eine Papierfassung zu: e.bolten (@) volksverein.de .

 

Das Foto wurde uns freundlicherweise von Werner Erkens zur Verfügung gestellt.